Markus Koerner: Aufholjagd E-Rezept? – Zügige Digitalisierung und grundlegende Modernisierung der IT-Infrastrukturen von Nöten

Kommentar zum aktuellen Stand der eHealth-Bemühungen in Deutschland

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat Details zur flächendeckenden Einführung des E-Rezepts vorgestellt. Die nachhaltige, gründliche Digitalisierung, des Gesundheitswesens ist dabei der kritische Erfolgsfaktor und muss endlich konsequent vorangetrieben werden. Im Vergleich zu anderen Ländern und gemessen an den gesetzten Digitialisierungszielen gibt es da in Deutschland noch Einiges zu tun. Wenn auch erste punktuelle Erfolge, wie etwa die Einführung der elektronische Gesundheitsakte (eGA) bereits zu verbuchen sind. 

Professor Lauterbach will nun eine schnelle Umsetzung des E-Rezept, und fordert eine Aufholjagd. Ab Anfang nächsten Jahres sollen hierzulande alle Ärzte Rezepte elektronisch ausstellen können. Wie genau das funktionieren soll, ist dabei aber im Detail noch offen. 

Für mich steht fest: Der nachhaltige Aufbau einer modernen, sicheren und an den Bedürfnissen der Patienten und Ärzte ausgerichteten IT sowie die Modernisierung der zugrundeliegenden-Infrastruktur müssen ganz oben auf der Agenda stehen. 

Verzug durch infrastrukturelle Mangelerscheinungen 

Jede Innovation benötigt eine moderne, sichere und skalierfähige IT-Infrastruktur.  Aktuell sieht sich die Bundesregierung jedoch einer flächendeckend, weitestgehend veralteten und zerklüfteten IT-Landschaft gegenüber. Ein großes Unterfangen für jeden Staat.

Schon wir als IT-Dienstleister treffen bei unseren Neukunden oft auf IT-Infrastrukturen, die nicht nur wartungsintensiv und wenig standardisiert, sondern aufgrund der steigenden Komplexität und des Personalmangels nicht mehr zukunftssicher zu betreiben sind. Ein komplexer IT-Flickenteppich der Prozesse enorm verkompliziert – besonders, wenn die zahlreichen verschiedenen Kommunikations-, Management- oder IoT-Systeme nicht miteinander vernetzt sind.

Cyber-Kriminelle nutzen diese Schwachstellen, um personenbezogene Patienten- und sensible Gesundheitsdaten abzugreifen. Durch sogenannten Denial-of-Service-Angriffe, die aktuell eine wahre Renaissance erleben, blockieren sie kritische Infrastruktur und bringen beispielsweise Krankenhäuser in eine bedrohliche Situation.  

Mein Fazit zu Lauterbachs „Aufholjagd“: 

Die eHealth-Ambitionen stehen auf wackeligen Beinen – bei einer Aufholjagd kann man leicht ins Straucheln geraten. IT-Modernisierung darf nicht mehr stiefmütterlich behandelt werden, sondern muss im Fokus stehen. Kurzfristige Einzelaktionen sind nicht die Lösung, eine umfassende Transformation ist notwendig.

Das Krankenhauszukunftsgesetz und der Fond zur Förderung und Verbesserung digitaler Infrastrukturen von Gesundheitseinrichtungen waren erste Schritte in die richtige Richtung.

Damit eine Digitalisierung funktioniert, müssen aber marode IT-Systeme und instabile Netzwerke dringend modernisiert werden, ein Beispiel hierfür ist unser Projekt mit der Universitäts Medizin Mainz, in dem wir die IT-Infrastruktur, Prozesse und Services strukturiert modernisieren. Deutschland braucht eine Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur hin zur modernen Gesundheitsplattform, die Prozesse digitalisiert und modernisiert und nicht nur elektrifiziert.

Markus Koerner

Präsident von Kyndryl Deutschland,

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