Schnelle, sichere und nachhaltige Digitalisierung im Gesundheitssektor: Geht das überhaupt?

Als Teil der kritischen Infrastruktur (KRITIS) ist der Gesundheitssektor unverzichtbar: Millionen Menschen allein in unserem Land verlassen sich jeden Tag auf seine Einrichtungen – und sind auf reibungslose Abläufe angewiesen. Umso entscheidender ist es, dass sich die Branche schnell, sicher und nachhaltig digitalisiert. Doch ist das überhaupt möglich? Oder widersprechen sich Digitalisierung und Krankenhausmarkt per se? 

Diese und weitere Fragen beantwortet Benedikt Ernst im Kyndryl Videointerview dem Moderator Stefan Pfeiffer. Zudem geht der Leiter IT Strategie und Transformation der Kyndryl Advisory & Implementation Services (A&IS) in Deutschland auf die Herausforderungen des Gesundheitssektors ein und stellt zwei Praxisbeispiele aus der Arbeit seines Teams vor. 

Kyndryl A&IS berät Unternehmen zur Modernisierung und zum Aufbau von modernen IT-Betriebsmodellen. Dabei profitieren die Kunden von der Erfahrung, die Kyndryl bereits im Betrieb standardisierter IT für große Unternehmen weltweit gesammelt hat. Auch im Gesundheitssektor ist dieses Wissen gefragt.

Digitalisierung sorgt für Aufbruchstimmung im Gesundheitssektor

Benedikt Ernst berichtet von der gemeinsamen Arbeit Kyndryls mit IBM an der Architektur der elektronischen Patientenakte für Krankenkassen, Gesundheitspersonal und Patienten. Ein anderes Beispiel: Derzeit begleitet Kyndryl die Universitätsmedizin Mainz bei der Transformation ihres gesamten IT-Systems.  

„Im Gesundheitssektor ist Aufbruchstimmung. Da ist Umsetzungswille.“ 

Benedikt Ernst, Kyndryl Deutschland

Um die Digitalisierung im Gesundheitssektor schnell, sicher und nachhaltig voranzutreiben, ist es laut Benedikt Ernst wichtig, die Anforderungen und Herausforderungen der Branche zu kennen. Diese sind aus Sicht des Experten: 

  1. Regionale Unterschiede: Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist föderal organisiert. In jedem Bundesland gibt es verschiedene Definitionen, Kategorisierungen und Herausforderungen. Es gilt, diese zu verstehen und bei der Digitalisierung zu berücksichtigen.  
  1. Schnelle Privatisierung: Im Jahr 2009 befanden sich noch 648 Krankenhäuser in der Hand öffentlicher Träger. Zehn Jahre später waren es nur noch 545. Der Krankenhausmarkt wandelt sich immer mehr von einem öffentlichen zu einem privaten Sektor. 
  1. Datenschutz als Chance: Die DSGVO ist laut dem Experten kein Showstopper. Richtig umgesetzt kann sie sogar ein Wettbewerbsvorteil sein. Schließlich zeigt man damit, dass man das Thema Datenschutz sehr ernst nimmt. 

„Schnelligkeit kriegen wir hin, indem wir von anderen Branchen lernen. Zugleich müssen wir die speziellen Anforderungen der Gesundheitsversorgung berücksichtigen. So schaffen wir eine gute Balance, um den Wandel im Gesundheitssektor voranzubringen.“ 

Benedikt Ernst, Kyndryl Deutschland

Mehr Entrepreneurship wagen 

Gerade im letzten Jahr hat sich die Art, wie wir alle zusammenarbeiten, grundlegend verändert. Absprachen mit Kollegen, Projektmanagement und Meetings mit Kunden – vieles ist (noch) virtueller geworden. Umso wichtiger ist es, dass Mitarbeiter von den Vorgesetzten unterstützt werden, und dass ihnen auch größere Freiräume – und auch mehr Verantwortung zugestanden werden. 

Ich hatte bis vor kurzem das Privileg, als Chief Architect für einen großen Kunden in Kanada zu arbeiten, und im Rahmen dieser Tätigkeit habe ich mich regelmäßig mit dem Leadership-Team zu Strategien und aktuellen Projekten ausgetauscht. In einer Kaffeepause hat mir ein Mitarbeiter des Kunden über das Betriebsklima bei seinem ehemaligen Arbeitgeber erzählt. Dieses war, gelinde gesagt, verbesserungswürdig. Der Vorgesetzte verlangte von den Service-Mitarbeitern, dass sie sich ganz genau an das vorgegebene «Runbook» halten, in dem alle Schritte für definierte Probleme genau aufgelistet waren.  

Das Leben ist aber weder ein Ponyhof, noch eine Liste von Runbooks, und es kann oft Unvorhergesehenes geschehen – deshalb hatten die Mitarbeiter Initiative und Eigenverantwortung übernommen, um ihrem Kunden den bestmöglichen Service zu liefern. Durch das Verhalten des Managers ist jedoch genau das passiert, was er eigentlich verhindern wollte: Die Mitarbeiter haben wieder stur nach den Regeln gearbeitet, die ungelösten Tickets häuften sich, die Service-Qualität und damit die Zufriedenheit des Kunden gingen dramatisch zurück.  

Die Kultur bei meinem Arbeitgeber IBM war dagegen von großem gegenseitigem Respekt und Offenheit geprägt, was mir und vielen anderen ein sehr produktives Arbeiten ermöglicht hat. 

Ein Team, das eigenverantwortlich und mit gegenseitigem Respekt zusammenarbeitet, liefert auch für die Kunden beste Ergebnisse.

Wir bei Kyndryl wollen noch einen Schritt weitergehen und noch mehr Entrepreneurship wagen. Ich bin überzeugt, dass wir alle davon profitieren werden:

  • Die Mitarbeiter, weil sie mehr Verantwortung haben und unternehmerisch arbeiten können 
  • HR, weil der «War for Talent» speziell in der IT immer dramatischere Züge annimmt und Eigenverantwortung gerade bei jungen Leuten weit oben auf der Liste der Kriterien steht 
  • Am meisten profitieren davon unsere Kunden, weil sie jemanden an ihrer Seite wissen, der ihre Herausforderungen kennt und ihre Probleme so behandelt, als wären es die eigenen 

In meiner neuen Rolle als CTO für Kyndryl Schweiz fördere und fordere ich diese neue Art des Arbeitens. Wir wollen in jeder Phase, sei es im Consulting, bei der Implementierung oder später im Betrieb als vertrauensvoller Partner an der Seite unserer Kunden stehen, als wären wir Teil seiner Firma. 

Stefan Mayer

Stefan Mayer war über 20 Jahre in unterschiedlichen technischen nationalen und internationalen Positionen bei IBM Schweiz beschäftigt. Seit dem 1. Oktober 2021 ist er Chief Technology Officer und Mitglied des Leadership Teams bei Kyndryl Schweiz.

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